Glück ist der wahre Zustand des Menschen. Daher fühlt sich die jüngere Generation in ihrer Suche nach ihrer wahren Natur so von Yoga angezogen, da dort dauerhaftes Glück zu finden ist, das das flüchtige, im sinnlichen Genuss zu findende Glück überschreitet. In der Yoga Lehre eröffnet sich ihnen eine Lebensweise, die alle Facetten menschlichen Seins umfasst. Sie erkennen, dass die Übungen der Asanas und Pranayama ihren Körper und Geist gesund erhalten, eine Grundvoraussetzung für dauerhaftes Glück. Wie ganz anders ist es bei der älteren Generation, die sich im Allgemeinen kaum Gedanken über diesen Aspekt ihres Seins macht. Funktioniert der Körper, dann ist alles gut, auch wenn er wegen falscher Lebensgewohnheiten unter Schmerzen oder Verdauungsstörungen leidet. Junge Menschen haben eine positive Einstellung zur Gesundheit. Sie warten nicht erst ab, bis sie krank werden, sondern werden vorbeugend tätig. Sie wissen, dass eine gute mentale und psychische Gesundheit ein weiterer Schritt zu dauerhaftem Glück ist. Ältere Menschen scheinen diesem Aspekt in ihrem Leben kaum Beachtung zu schenken, auch wenn sie ständig angespannt sind. Nur wenn sie unter schwerwiegenden mentalen oder psychischen Problemen leiden, werden sie aktiv.
Wiederum ist es die jüngere Generation, die auf dem guten Weg zu innerem Frieden voranschreitet, denn mit wachsendem Bedürfnis beziehen sie überall auf der Welt Meditation und andere Yoga Übungen in ihren Alltag ein. Und wie verhält es sich mit der spirituellen Seite des Lebens? Während ältere Menschen die ihnen seit alters her überlieferten religiösen Vorstellungen einfach übernommen haben, ohne wirklich zu verstehen, worauf diese beruhen, oder Religion sogar als 'Unsinn' abtun, was heutzutage in Mode zu sein scheint, beschreiten junge Menschen wiederum neue Wege. Sie haben damit begonnen, die allen Religionen innewohnenden Wahrheiten zu erkennen und 'zu erfahren'. Sie haben Religionen weder einfach übernommen noch abgelehnt. Stattdessen behandeln sie diese Themen von einem stärker wissenschaftlich geprägten Ansatz aus, indem sie die Wahrheit mittels praktischer Methoden zu erkunden suchen. Bei diesem Unterfangen haben sie die Übungsmethoden von Yoga entdeckt und übernommen.
Vor einiger Zeit sprach ich mit einem jungen 18jährigen Mann. Dieser erzählte mir, dass er seinen Platz innerhalb der Gesellschaft nicht finden könne. Seine Eltern hätten sich wegen seines rebellischen Charakters bereits von ihm distanziert. Er sprach davon, dass er und seine Freunde viele 'verrückten' Dinge machten, allein aus dem Grund, dass sie nicht einsähen, warum sie sie nicht machen sollten. Er sagte mir, dass er auf der Suche nach etwas sei, auch wenn er nicht genau wisse, wonach. In allen seinen Handlungen versuche er, das, was er im Inneren fühle, zum Ausdruck zu bringen. Er glaube, dass es für jeden Menschen eine ihm vorbestimmte richtige Handlungsweise gebe, auch wenn er nicht wisse, welche dies sei. Wohin er auch blicke, sehe er nur Heuchelei. Menschen handelten nicht ihrer Natur, ihrem Dharma, gemäß, sondern lebten ein Leben, das nicht ihrer wahren Natur entspreche. Sie handelten automatisch und täten das, was ihre Mitmenschen von ihnen erwarten würden.
Er habe das Gefühl, dass Menschen ständig Zwängen unterworfen seien, da sie sich immerzu "bemühten, so zu leben, dass die Menschen in ihrer Umgebung von ihnen beeindruckt seien." Als Reaktion auf die Lebensweise der meisten Menschen habe er 'verrückte Dinge angestellt', wie er sich ausdrückte. Er sagte, er habe gehört, dass Yoga Lehre, das eigene innere Wesen kennenzulernen und auf diese Weise glücklich zu werden. Sei das richtig? Ich versicherte ihm, dass dies absolut zutreffe. Ich erklärte ihm, dass er eine Yoga Schule, deren Adresse ich ihm später gab, aufsuchen könne, wenn er mehr darüber erfahren und Yoga üben wolle. Sechs Monate später begegnete ich ihm wieder. Ich brauchte ihn nicht zu fragen, ob er Yoga übe. Sein Gesichtsausdruck sagte alles. Er sagte mir, Yoga hätte sein ganzes Leben verändert. Endlich hätte er den Weg zu dauerhaftem Glück im Leben gefunden. Jetzt wisse er, derzeit noch bruchstückhaft, dass allem eine Wahrheit innewohne, der nichts Scheinheiliges und Oberflächliches anhafte. Jetzt verstehe er sich wieder gut mit seinen Eltern und versuche sie dazu zu bringen, ihre Lebenseinstellungen zu hinterfragen und Yoga zu üben.
Positive Entwicklung
Stell dir vor, was passieren würde, wenn Yoga genauso selbstverständlich wie Mathematik oder die Naturwissenschaften an allen Schulen der Welt vermittelt würde. Angesichts der Tatsache, dass etwa sechzig Prozent der Weltbevölkerung Kinder sind, wären die Auswirkungen nicht auszudenken. Überall wären junge Menschen ausgeglichen, gesund und glücklich. Mit offenen Augen und Verständnis, körperlich und geistig gesund, wären sie sich ihres eigenen Potentials bewusst und weitaus mehr als heute in der Lage, es voll auszuschöpfen. Aufgrund ihrer spirituellen Erfahrungen könnten sie auf einer anderen und höheren Bewusstseinsebene agieren. Das würde sich positiv auf ihr Leben, ihre Arbeit und ihren Umgang mit anderen Menschen auswirken. Die Yoga Lehre ermutigt zum Dienen und diese Haltung könnte die Geschicke der Menschheit deutlich zum Positiven verändern. Wäre Yoga Bestandteil des Lehrplans an Universitäten und Fachhochschulen, dann wären ihre Absolventen besser in der Lage, ihre intellektuellen Fähigkeiten einfühlsam in ihre Arbeit einzubringen.
Yoga sollte allen zugänglich werden, den Jungen und den Alten. Wollen junge Menschen und die Welt eine Zukunft haben, so nur auf Grundlage eines Systems, wie es die Yoga Lehre bereithält. Yoga bedeutet 'Vereinigung'. Genau das ließe sich dadurch erreichen - eine Vereinigung aller Menschen weltweit. Durch Yoga kann ein jeder die eigene Kultur und Lebensweise in einem nie zuvor für möglich gehaltenen Ausmaß erkennen und durchschauen. Eine solche Kraft wohnt Yoga inne. Yoga ist keine Religion, sondern eine Wissenschaft des Lebens gemäß unserer Möglichkeiten und der Gesetze des Lebens. Wenn wir uns für die Zukunft verantwortlich fühlen, für unsere eigene und die unserer Kinder, dann müssen wir dafür sorgen, dass sich die Entwicklung der Menschheit positiv gestaltet. Nur dann werden wir nicht länger Kriege gegeneinander führen. Nur dann werden wir fähig sein, einander zu lieben. Und nur dann werden die Alten die Jungen verstehen und die Jungen die Alten.