Das wahre Ziel von Yoga ist die Vereinigung des niederen Geistes mit dem höheren Geist, dem individuellen Bewusstsein mit dem kosmischen Bewusstsein. Der Guru ist derjenige, der dieses Ziel erreicht hat und sein ganzes Sein in eine vollkommene, zusammenhängende Form gefügt hat. Das konnte geschehen durch Transformation des Hirn/Geist Komplexes, durch das das auf niederer Stufe fühlende Gehirn (das Limbische System) mit dem auf hoher Stufe denkenden Gehirn (Kortex Cerebri) vereinigt wird und er nun mit einem ganzheitlichen, intuitiven Gehirn die Geheimnisse des Lebens erfassen kann.
Gurus und erleuchtete Seelen sind immer ein Rätsel für ihre Jünger gewesen, denn sie sind über den Intellekt und die Intuition hinausgewachsen. Sie mögen wie Ehrfurcht gebietende Götter sein oder sich wie Narren verhalten, oder wie ganz normale Menschen; wir könnten uns von einem zum nächsten niemals sicher sein. Sie haben Zeit und Raum transzendiert, sie leben in einer nicht rationalen Sphäre, unverständlich für den begrenzten Geist. Safarname von Sirajudin sagte im Jahr 1649: „Für sie ist die Welt ein brauchbares Instrument, um die Menschheit zum Glänzen zu bringen. Durch Identifikation mit dem Schöpfungsvorgang sind sie selbst Werkzeuge anderer vollkommener Menschen. Einige sprechen, andere schweigen, einige wandern unentwegt, andere sitzen und lehren. Um sie zu verstehen, muss man eine Intelligenz entwickeln, die intuitiv ist, und die normalerweise von dem liebevollen Feind, der logischen Intelligenz unterdrückt wird. (I. Sch, Die Sufis.)
Eine Frage, die oft auftaucht ist, was mit Körper und Geist geschieht, wenn jemand sich transzendiert, hat. Bewußtsein und Energie sind miteinander verbunden und voneinander abhängig, und durch Erlangung kosmischen Bewusstseins wird die kosmische Energie freigelegt, bekannt als Kundalini. Wenn diese Energie frei wird, erlangt man gleichzeitig unendliche Macht und Kraft, die gleichen, die ein Atom spalten. Um mit diesen Kräften umgehen und sie festhalten zu können, brauchen Menschen die transzendieren wollen, einen Guru, der sie langsam und in Stufen auf diese Energiekraft vorbereitet.
Die Gehirn / Geist Fusion
Der Guru weilt im Sahasrara Chakra, im kosmischen Bewußtsein. Sahasrara, das höchste Energiezentrum im Menschen repräsentiert das Endstadium der menschlichen Entwicklung und liegt im Hirn. Es ist in der Hypophyse zentriert und vereinigt alle anderen Chakras ins sich. Alle menschlichen Chakras stellen Schnittpunkte von Geist (Ida) und Körper (Pingala) dar, und diese Schnittpunkte enden im Ajna Chakra; Sahasrara liegt darüber. Im Guru zeigt sich das Ergebnis eines voll entwickelten Körpers und Geistes, die sich zu einem gänzlich neuen, evolutionären und fundamentalen Sein entwickelt haben. Wir können auch sagen, dass Sahasrara Chakra die Blüte einer Pflanze ist; Die Hirnzellen sind die Blütenblätter; die Hypophyse, Epiphyse und Hypothalamus sind die im Mittelpunkt kontrollierenden Bereiche; die Wirbelsäule ist der Stamm; und Muladhara Chakra mit seinen unendlichen Energiepotential von Kundalini ist die Wurzel.
Wenn der Guru sein Bewußtsein Sahasrara Chakra zentriert hat, hat er vollkommene Kontrolle über sein Gehirn. Das bedeutet, dass er bewusst jeden Teil des Hirns manipulieren kann, was eine atemberaubende und phänomenale Meisterleistung ist. So können wir langsam begreifen, warum der Guru mit soviel Ehrfurcht und Bewunderung betrachtet wird. Alle latente Kraft von Hirn und Geist stehen ihm zur Verfügung, um seinen Jünger wachsen zu lassen und mit der Welt im Wechsel zu wirken. Ein ganzheitliches Gehirn sorgt für vollkommene körperliche Gesundheit und einen harmonisch arbeitenden Geist, Intuition und vieles mehr mit sich.
In einem harmonischem Geist sind alle vier Komponente – Ahamkara (Selbstbewusstsein), Chitta (Gedächtnis), Buddhi /Unterscheidung) und Manas (Denkvorgang) – aktiv, ausgeglichen und an ihrem richtigen Platz. Der Guru hat den Geist transzendiert, ist in einen höheren Bewusstseinszustand gesprungen, aber um das zu können, muss der begrenzte Geist eine stabile Grundlage haben, von der aus man abspringen kann. Das erfordert viele Jahre der harten Arbeit und des Trainings, und am Ende hält er seinen alten Geist in seiner offenen Hand. Der Druck und die Hitze, die Kundalini Shakti erzeugt , sind so immens, dass der umgeformte, ungeschliffene Geist wie Kohle zusammengepresst, verdichtet wird einen bunt schillernden Diamanten, der sein eigenen inneres Licht ausstrahlt.
Nervliche Neugestaltung
Das Nervensystem des Gurus ist eine Einheit und all die Billionen von Hirnkreisläufen sind unter seiner bewussten Kontrolle,. Forschungen haben ergeben, dass die Hirnkontrolle vom zentralen Mittelhirn ausgeht, wozu das limbische System, der Hypothalamus, die Hypophyse und die Hypophyse gehören, und außerdem das die Netzhaut aktivierende System, das so vital ist, dass durch dieses System eine wache, bewusste Wahrnehmung erhalten bleibt. Wenn man diese Bereiche unter Kontrolle hat, kann man Botschaften jeden Teil des Hirns nach eigenem Wunsch bringen, so z.B. der Befehl, dass alle Kräfte in seinem Werk sinnvoll zusammenfließen. Diese Kontrolle kann nur durch spirituelle Übung und viel Erfahrung im Leben, in das Meditation und Sadhana in die Praxis umgesetzt werden, erreicht werden.
Die Synchronisierung im Hirn und die Neugestaltung der nervlichen Gewebe treten durch meditative Erfahrung auf und enden in der Entwicklung einer intuitiven Wahrnehmung. Der Guru hat wirklich alle Grenzen mit einem Satz übersprungen, er hat die Oktave der menschlichen Chakras vollendet, während die Mehrheit der Menschen sich noch in den drei unteren Chakras bewegt. Wenn er Sahasrara betritt, betritt er einen neuen Raum, der um eine Oktave höher liegt als die menschliche Oktave, Alle außersinnlichen Wahrnehmungen wie Telepathie und anderes hat er erlangt, die er manchmal benutzt, um dem Jünger inneres Wissen und Erfahrung zu vermitteln, und ihm zu helfen, Abgründe zu überspringe. Wir können diesen Bewusstseinssprung ebenso wenig verstehen, wie ein Hund das menschliche Bewußtsein begreifen kann. Eine dafür notwendige Wahrnehmungsfähigkeit haben wird noch nicht entwickeln.
Das endlose chemische Meer
Genauso wie der Guru die inneren und äußeren Bedürfnisse seiner Jünger richtig stellt und kontrolliert, so kontrolliert und einigt die Hypophyse das Nervensystem. Diese Drüse ist der Hohepriester des Nervensystem, der eine Balance zwischen dem Nerven- und dem endokrinen Drüsensystem, dem Geist und der Persönlichkeit herstellt, und der Art, wie wir die Welt sehen und wahrnehmen. Die Hypophyse mir ihrer Umgebung ist der Punkt, wo die höchsten Kräfte im Menschen liegen, derer er aber meistens nicht bewusst ist.
Der Guru ist sich der Hypophyse vollkommen bewusst, dieser Drüse, von der die alten Schriften als Hiranyagarbha, dem kosmischen Ei sprechen. Samadhi, kosmisches Bewusstsein oder die Verantwortung eines Gurus wird in dem Moment erlangt, wenn dieses Ei in tiefer Meditation empfangen wird, sich öffnet und wie ein Lotus dahin fließt. In dem Moment stehen uns alle Möglichkeiten unserer Existenz und unserer Realität zu unserer Verfügung.
Wenn sein Bewußtsein in Sahasrara, in der Hypophyse verbleibt, kann der Guru bestimmte Harmonie mit dem Namen Retas, die das Hirn erleuchten, erhalten und konservieren.
Es sieht so aus, als wenn die potentielle Kraft der Hypophyse unser Leben ungeheuer beeinflusst. Was sie vermag, wird einer der größten menschlichen Geheimnisse bleiben, bis sie sich durch Evolution allmählich entfaltet. Die Hypophyse schwimmt ein einem Meer aus chemischen Flüssigkeiten, Blut und so weiter. Wenn die richtigen Zutaten hinzugefügt werden, die mentalen und körperlichen Bedingungen optimal sind, dann werden wir in der Lage sein, die verlorene Quelle ewiger Jugend wieder herzustellen, das Lebenselixier, nach dem Tausende auf ihrer Wanderung die innere und äußere Welt gesucht haben.
Über den Körper
Der Guru hat Körper und Geist vom Ajna Chakra aus transzendiert. In Sahasrara kann er sein Bewußtsein ohne den Körper erhalten und man sagt, dass er Unsterblichkeit erlangt hat. Nicht, dass sein Körper nicht vergeht, sondern sein Bewußtsein verschmilzt mit der Energie, die er in Bewußtsein umwandeln konnte. Indem er sich stark macht für die ungeheuer kraftvolle Kundalini, befreit er sich selbst von den Grenzen seiner sterblichen Gestalt. Er sammelt all sein Prana und verlässt die physische Ebene.
Mit der ihm zu Verfügung stehenden immensen Kraft transformiert der Guru seine Jünger, um der Menschheit durch seine gewaltige Intelligenz und seine innere Schätze zu helfen und die Bewusstseinsebene der großen Masse anzuheben, den ganzen Evolutionsprozess zu beschleunigen. Wenn sich sein Nervensystem und sein Geist auf der Suche nach der inneren Wahrheit und des Wissens vereinigt haben, kann er diese Schätze an andere weitervermitteln. Der Guru ist wirklich ein Meister und König der drei Welten: Körper, Seele und Geist.
(Aus: Yogaheft Nr. 6) - Auszug aus Artikel von: Dr. Swami Shankardevananda Saraswati - YOGA MAGAZIN July 77