Das Wachstum eines Kindes folgt eigenen Gesetzen, und wenn wir ihm helfen wollen zu wachsen, müssen wir ihm folgen, anstatt ihm unsere Vorstellungen aufzuzwingen.
Maria Montessori
1968 wurde Swami Satyananda Saraswati gefragt, welche Jahre die wichtigsten im Leben eines Kindes seien. Seine Antwort lautete: Die Zeit vom vierten oder fünften Monat der Schwangerschaft an bis zum Ende des dritten Lebensjahres, wenn das Kind beginne, über etwas nachzudenken, sei die wichtigste. Seit damals haben wir noch präzisere Instrumente zur Untersuchung der Entwicklung des Fötus im Mutterleib und bei Neugeborenen entwickelt, und die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschungsprojekte in den USA und in Schottland haben diese Aussage bestätigt.
Swamiji wies auch darauf hin, dass die Gefühle der Mutter während der Schwangerschaft eine starke Wirkung auf die Entwicklung des Fötus ausübten. Beobachte einfach nur eine nervöse Mutter in einem Flugzeug und ihren Säugling. Dann wirst du sehen, wie stark sich ihr emotionaler Zustand auf ihr Kind überträgt, auch wenn es sich jetzt nicht mehr in der Gebärmutter befindet. Ein Fötus in der Fruchtblase reagiert auf Geräusche, was Wissenschaftler zu der Frage veranlasst hat, ob bereits vor der Geburt kognitive Erfahrungen gemacht werden. Die Musik von Beethovens Fünfter Symphonie, die der Mutter eine halbe Stunde vor der Geburt vorgespielt wurde, war durch ein in die Gebärmutter eingeführtes Hydrophon hörbar. Dieses Experiment veranlasste einen Entwicklungspsychologen, darüber nachzudenken, wie ein musikalisches Wunderkind entsteht.
Nachahmendes Verhalten scheint ein natürlicher Reflex oder Instinkt bei Neugeborenen zu sein, der bereits in der ersten Stunde nach der Geburt sichtbar ist. Andrew Meltzoff von der Washingtoner Universität hat die Fähigkeit von Neugeborenen untersucht, den Gesichtsausdruck von Erwachsenen nachzuahmen. Auf Videos mit Nahaufnahmen der Gesichter von Säuglingen war zu sehen, dass diese ihre Zungen weiter herausstreckten, wenn die Versuchsleiter dies vormachten und ihren Mund öffneten, wenn die Versuchsleiter das taten. Die beste Unterrichtsmethode bei Kindern dieses Alters wäre daher, wenn die Eltern selbst Yoga üben würden.
Kognitive Entwicklung
Abgesehen von Swami Satyanandas Empfehlung, das von Dr. Montessori entwickelte pädagogische Konzept zu studieren und mit Kindern zu arbeiten, veranlassten mich auch meine Yoga Schüler, die Eltern von Vorschulkindern waren, dazu, dass ich begann, Kindern dieser Altersstufe Yoga nahe zu bringen. Meine Schüler hatten die heilsame Wirkung der Yoga Übungen am eigenen Leib erlebt und wollten ihren Kindern das ermöglichen, was ihnen selbst in ihrer Kindheit nicht vergönnt gewesen war: gleichermaßen einen geschmeidigen gesunden Körper und kreative Denkfähigkeit zu entwickeln und intellektuelle Stimulierung zu erfahren. Das Leben eines Kindes kann nicht zweigeteilt werden, den Körper durch Sport bewegen und den Geist durch Lesen. Das Leben muss als Ganzes erfahrbar sein, vor allem in den ersten Lebensjahren, wenn sich die Persönlichkeit des Kindes herausbildet. Die Yoga Lehre hat das Kind als Ganzes im Blick.
Während der ersten Lebensjahre wird die rasante körperliche Entwicklung von einer noch größeren geistigen Entwicklung begleitet. In dieser Phase durchläuft die mentale Entwicklung einen Prozess des Erwachens. Die angeborene Neugierde des Kindes wird fortwährend von Reizen aus seiner Umwelt stimuliert und fortwährend nimmt sein Gehirn an Größe und Anzahl der Nervenverbindungen zu. Die frühe Kindheit ist die Zeit, in der sich allmählich unterschiedliche Formen der Selbstkontrolle entwickeln. Die Entstehung einer gewissen Kapazität willentlicher Selbstkontrolle ist eindeutig die zentralste und signifikanteste.
Vygotsky, ein bekannter russischer Entwicklungspsychologe, formulierte dies folgendermaßen: "Kognitive Entwicklung besteht teilweise aus der allmählichen Übertragung der Kontrolle durch andere auf das Selbst. Diese neuen Fähigkeiten bewirken eine Transformation im Leben des Kindes und seiner Bezugspersonen, da es zunehmend lernfähiger und erziehbarer wird." Die Entwicklung des Sprechens, der Kommunikation, einer immer differenzierteren Wahrnehmungsfähigkeit und des logischen Denkvermögens finden in dieser Entwicklungsphase des Kindes statt. Daher findet es unmittelbar Zugang zu Yoga Übungen.
In seinem 1974 im Observer Magazine veröffentlichten Artikel 'Living with Children' mahnt B. Jackson, Leiter der Child Minding Research Development Unit an, dass in unserer Gesellschaft "die schwindelerregenden Möglichkeiten und Fähigkeiten unserer Kinder stark unterschätzt werden". Er begründet: "Der späte Beginn des systematischen Lernens und die vorherrschende enge Auffassung von Bildung beschränken unsere Möglichkeiten enorm, unsere eigentlichen Talente zu entwickeln. Im Alter von drei Jahren ist ein Kind in der Lage, die komplexeste Fertigkeit, die es jemals im Leben erwerben wird - die Sprache - zu meistern. Im Alter von fünf Jahren hat das kindliche Gehirn bereits 90 Prozent des Gewichts eines erwachsenen Gehirns erreicht. Dies sind nur zwei Beispiele von vielen. Soviel Entwicklungspotential ist bereits verwirklicht oder unwiederbringlich verloren, bevor ein Kind überhaupt in die Nähe einer Schule kommt."
Wie wichtig diese Zeit für den Erwerb von Fähigkeiten ist, wird auch von anderen bedeutenden Entwicklungspsychologen unterstrichen. Dr. T. Bower von der Universität Edinburgh, weltweit bekannt für seine Forschungsarbeit zu kleinen Kindern, kommt zu dem Schluss: "Die Lernfähigkeit Neugeborener ist so groß wie zu keinem anderen Zeitpunkt im späteren Leben." Auch Dr. Montessori (1948) spricht sich in ihrem Buch The Formation of Man dafür aus, dass ein Kind bereits bei Schulbeginn im Alter von sechs Jahren über die Grundwerkzeuge der Bildung, Lesen und Schreiben, verfügen sollte. Sie schreibt: "Die Schriftsprache kann von vierjährigen Kindern weit leichter erlernt werden als von sechsjährigen, zu dem Zeitpunkt, an dem die Schulpflicht normalerweise beginnt. Kinder im Alter von sechs Jahren brauchen mindestens zwei Jahre, um schreiben zu lernen, was ihnen in dem Alter große Schwierigkeiten bereitet und nicht ihrer natürlichen Entwicklung entspricht. Dagegen lernen vierjährige Kinder diese zweite Sprache (wobei die gesprochene Sprache die erste ist) innerhalb von wenigen Monaten."
Sie argumentiert völlig zu Recht, dass die Pflichtschulbildung, die bei Kindern im Alter von sechs Jahren einsetzt, die noch nicht lesen und schreiben können, dann massive geistige Anforderungen an sie stellt und zwangsläufig zu einer gewissen Abscheu gegenüber dem Lernen und jeglichem intellektuellen Lehrstoff führen müsse. Ihr Wissensdurst wird ihnen genommen, bevor sie ihn stillen können. Die gleiche Kritik an unserem Bildungssystem klingt auch bei M. Donaldson (1972) in ihrem herausragenden Buch Children's Minds an, wenn sie die Frage aufwirft, warum unser Bildungssystem bei so vielen Kindern versagt, die vor Schulbeginn neugierige und wissensbegierige Kleinkinder waren. Ein Grund könnte sein, dass Pädagogen oft darauf bestehen, dem Kind ihre eigenen Vorstellungen aufzudrängen, anstatt der natürlichen Entwicklung des Kindes zu folgen. Viele Wissenschaftler, die sich mit kindlicher Entwicklung befassen, sind der Überzeugung, dass die Vorschulzeit die ideale Zeit sei, Kinder an Disziplin zu gewöhnen und Kreativität in ihnen zu entfachen. Diese beiden wichtigen Aspekte der Persönlichkeit eines Kindes lassen sich bestens mit Hilfe von Yoga Übungen fördern.
Heranführung von Vorschulkindern an Yoga Übungen
Wie führen wir Kinder im Alter zwischen zwei und sechs Jahren an Yoga heran? In diesem Alter sollten Kinder Yoga spielerisch lernen und nicht im Kontext eines formalen Unterrichts. L.S. Vygotsky (1933) stellte die These auf, dass Spielen zwar nicht die vorrangige Form der Aktivitäten eines Kindes sei, jedoch in gewissem Sinne die treibende Kraft in der vorschulischen Entwicklung. Das Spiel ist eine absichtsvolle Tätigkeit eines Kindes. In den frühen 'primitiven' Kulturen imitierten Kinder im Spiel immer das, was ihre Eltern im realen Leben taten. So schnitzten sich zum Beispiel Jungen des Cheyenne Volks im Mittelwesten Amerikas Pfeile und Bogen und gaben vor, damit Wild zu erjagen. Dieses Spiel diente natürlich dazu, das Kind auf seine späteren Aufgaben als Erwachsener innerhalb seines Stammes vorzubereiten. Im Spiel erschafft sich ein Kind eine imaginäre Welt, was als Vorstufe auf dem Weg zur Entwicklung abstrakten Denkens gesehen werden kann. Fantasie ist eine im Vorschulalter neu erworbene Fähigkeit, die zuvor im Kleinkindalter nicht vorhanden war. Den Tieren geht diese Fähigkeit völlig ab. Sie ist eine spezifisch menschliche Form bewussten Handelns. Im Spiel ist das Handeln unabhängig von Objekten, es wird von Vorstellungen gespeist und nicht von Dingen. Handeln auf imaginärer Ebene, in einer Fantasiewelt, willentliches, absichtsvolles Handeln und die Erschaffung realer Lebensentwürfe und willentlicher Beweggründe - all dies ist Gegenstand des Spielens und ist als höchste Form vorschulischer Entwicklung anzusehen. In der Schule erlischt das Spiel nicht einfach, sondern färbt die Einstellung des Kindes gegenüber der Realität. Es setzt sich im Inneren im Unterricht fort.
Menschen lernen nicht, indem ihnen etwas beigebracht wird. Sie lernen aus Erfahrung, aus den Folgen ihres Handelns. Dem spielerischen Lernen wohnt nachweisbar eine Reihe von vorteilhaften Eigenschaften inne, unter anderem die Eigenschaft, die Aufmerksamkeit zu fokussieren. Spiele fesseln die Aufmerksamkeit stärker als die meisten sonstigen Lehrmethoden. Im Spiel ist es leichter, bei einer Tätigkeit aufmerksam zu verweilen als bei anderen Lehrmethoden. Ein Grund liegt darin, dass die aktive Beteiligung des Schülers gefordert ist, nicht nur seine passive Aufmerksamkeit. Spielen und das Spiel sind eine sehr alte und weit verbreitete Form des Lernens. Aufgrund der umfangreichen Forschungsergebnisse zum Thema Spiel dient es neuerdings auch als Lehrmethode für ältere Kinder und Teenager, nicht nur für Vorschulkinder. Rollenspiele haben sich als hilfreiches Werkzeug bei der Erziehung von verhaltensgestörten Kindern und Teenagern in Wohngruppen, Erziehungsheimen oder Schulen erwiesen. Sie werden verhaltenstherapeutisch zum Erwerb emotionaler und sozialer Fähigkeiten eingesetzt.
In Untersuchungen zur Rolle des Spiels bei der Lösung von Problemen durch Kinder im Vorschulalter, Sylva, K.Bruner, (1974), wurde festgestellt, dass jene Kinder, die vor dem Versuch der Problemlösung mit den Versuchsgeräten spielen durften, besser abschnitten. Begründet wird dies folgendermaßen:
- Problemlösung erfordert eigenständiges Handeln. Die spielenden Kinder waren die einzigen in der Untersuchung, die zu eigenständigem Handeln fähig waren.
- Die Erfindung von Werkzeugen (das zu lösende Problem) erfordert eine sinnvolle Anordnung der daran beteiligten Handlungen.
- Spielen verringert den Erwartungsdruck bezüglich Erfolg oder Versagen. Somit waren diese Kinder in der Lage, Anregungen aufzunehmen und sich der Lösung allmählich zu nähern, ohne zuvor frustriert aufzugeben. Spielen und Spiele müssen jedoch dem Alter der beteiligten Kinder entsprechend unterschiedlich präsentiert werden.
Nach Dr. Montessori (1948) steht es außer Frage, dass Spielen einen großen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes hat. Eine der wesentlichen Eigenschaften des Spielens, auf die sie hingewiesen hat, ist "dass ein Kind eine Tätigkeit, die es in Form eines Spiels ausführt, viele Male wiederholt." Seit langem ist bekannt, dass Kleinkinder und Kinder dazu neigen, jede neu erworbene Fähigkeit von sich aus zu "üben". Daher kann man dieselbe Yoga Übung von Kindern dieser Altersstufe problemlos viele Male wiederholen lassen, da Kinder von sich aus häufig fordern, das zu tun, was sie bereits getan haben. Jeder, der in einem Kindergarten gearbeitet hat, weiß, dass während jeder Märchenstunde eine Lieblingsgeschichte auf Wunsch der Kinder mindestens zwei bis drei Mal erzählt werden muss. Handelt es sich um ein Spiel oder einen Tanz, bei dem Kinder mitwirken, dann wollen kleine Kinder jede Rolle einmal selbst spielen, so dass sie immer wieder von neuem beginnen. Vorschulkinder müssen somit auf spielerische Weise an Yoga herangeführt werden. Die Lehrperson muss dabei jedoch im Hinterkopf behalten, dass hinter dem Spiel eine klar umrissene Lehrabsicht steckt, eine Vorstellung davon, wie ein Geist und eine Persönlichkeit wachsen können, und ein realistisches Ansteuern der Ziele. Dr. Montessori schreibt dazu: "…die Ansätze der sogenannten modernen Erziehung, die lediglich zum Ziel haben, das Kind aus angeblicher Unterdrückung zu befreien, sind nicht zielführend. Schüler einfach das machen zu lassen, was sie wollen, sie mit leicht zu lösenden Aufgaben bei Laune zu halten, sie in einen nahezu wilden Zustand zurückzuversetzen, löst nicht das Problem."
B. Jackson vertritt hierzu die gleiche Auffassung, wenn er anführt: "man muss wissen, wohin die Reise geht und warum. Ansonsten handelt es sich lediglich um ein Bespaßen der Kinder". Auch wenn er das Spiel mit den Kindern genießt, will der Yoga Lehrer sie nicht einfach unterhalten, sondern ein Umfeld bereitstellen, in dem alle Yoga Übungen der ausgewogenen Entwicklung der Persönlichkeit des Kindes in ganzheitlicher Form dienen. Wird das Kind älter und kommt zur Schule, dann kann der Yoga Unterricht eine strukturiertere Form annehmen, wie auch der andere Schulunterricht.
Yoga Unterricht beginnt im Alter von acht Jahren
Dr. Swami Karmananda Saraswati
In Indien erhalten Kinder im Rahmen der Upanayanvidhi, der Fadenzeremonie, traditionell ihren ersten Yoga Unterricht im Alter von acht Jahren. In jener uralten Kultur wurden Mädchen und Jungen, die dieses magische Alter erreicht hatten, das das 'Ende der Kindheit' repräsentiert, in Surya Namaskara, Nadi Shodhana Pranayama und Gayatri Mantra initiiert. Jetzt erschließt sich die Bedeutung dieser Altersstufe modernen Wissenschaftlern, die erkennen, dass das achte Lebensjahr einen entscheidenden Meilenstein in der physiologischen und psychologischen Entwicklung eines jeden Menschen darstellt. Es kennzeichnet in der Wahrnehmung des Kindes den Beginn des Übergangs von der Kindheit zum Erwachsenen. Nachfolgend einige Fakten, die Wissenschaftler über Kinder dieser Altersstufe bisher herausgefunden haben. Bis zum achten Lebensjahr nimmt die Zahl der Alveolen (Lungenbläschen) stetig zu. Danach wachsen die Alveolen nur noch in ihrer Größe, es findet keine weitere Verdopplung statt. Ärzte halten dieses Alter für ideal, um mit der täglichen Übung von Pranayama zu beginnen. So werden Herz und Lunge systematisch trainiert, eine Grundvoraussetzung für Vitalität und hochgradige Widerstandskraft und Belastbarkeit während der verschiedenen Lebensphasen.
Die Entwicklung und Programmierung des Immunüberwachungssystems, die im Fötus, im Säuglingsalter und in der frühen Kindheit rasch voranschreitet, endet in diesem Alter, wenn das lymphatische Gewebe der Thymusdrüse, das den unteren Bereich des Herzens und der Lungenflügel umschließt, sich allmählich zurückbildet. Art und Sensibilität der im späteren Leben aktivierten Immunreaktionen entscheiden sich somit bis zum achten Lebensjahr. Der psychische und physiologische Unterscheidungsprozess zwischen dem 'Selbst' und dem 'Anderen', der sich auf spiritueller Ebene als machtvolle, wenn auch illusorische, vom 'Ego' gebildete Barriere manifestiert, ist auf zellulärer Ebene ebenfalls verantwortlich für Immunschwächekrankheiten wie Asthma, allergische Reaktionen, Arthritis, Tumore und Krebserkrankungen,. Yoga Übungen, wie Surya Namaskara und Nadi Shodhana Pranayama, sorgen dafür, dass sich das Immunsystem lebenslang ohne Unterbrechungen weiterentwickelt. So ist ein Yogi immer fähig, auf neue Situationen und Lebensumstände angemessen zu reagieren. Hierdurch ist sichergestellt, dass er immer in gesunder, anpassungsfähiger Weise reagieren kann anstatt gemäß dem kodierten 'zellulären' Immungedächtnis, das beim Durchschnittsmenschen bis zum achten Lebensjahr abgeschlossen ist. Diese Unfähigkeit, Umstände und Situationen des späteren Lebens in das bestehende Zellgedächtnis zu integrieren, ist ein Grund für die in den heutigen Gesellschaften so häufig anzutreffende Immunschwäche und Überempfindlichkeit..
Die Zirbeldrüse, die eine Kontrollfunktion auf die Hypophyse und das gesamte Hormonsystem ausübt, bildet sich im achten Lebensjahr allmählich zurück. Dieses winzige Organ im Zentrum des Gehirns ist entscheidend für die Bewahrung des erweiterten Wahrnehmungszustands beim Kind, frei von sexueller Wahrnehmung und Orientierung. Im Alter zwischen acht und neun Jahren beginnt allmählich die Ausschüttung der von der Hirnanhangdrüse produzierten Sexualhormone und die Pubertät setzt ein, während sich die Zirbeldrüse zurückbildet. Bei Kindern, die in diesem Alter mit Yoga Übungen beginnen, setzt die Pubertät mit Verzögerung ein, wodurch sie noch einige Jahre länger Kind bleiben dürfen. Das sexuelle Erwachen mit den entsprechenden Gefühlen wird somit auf einen Zeitpunkt verschoben, wenn Heranwachsende in der Lage sind, mit den emotionalen, psychischen und physiologischen Umwälzungen fertig zu werden, die die männliche oder weibliche soziale und sexuelle Identität ankündigen. Kinder, bei denen Pubertät und erste Menstruation zu einem späteren Zeitpunkt einsetzen, sind nachweislich als Erwachsene generell weit intuitiver, intelligenter und einfühlsamer als Kinder, deren Pubertät und erste Menstruation früh eingesetzt haben. Diese sind mit Konflikten und dem Gefühlschaos eines Erwachsenen konfrontiert, bevor sie fähig sind, das, was in ihrem Körper und Geist vor sich geht, zu verstehen und damit angemessen umzugehen.
Nach Aussage der Psychologen setzt die Fähigkeit, abstrakt zu denken, Ideen und Konzepte zu begreifen, die Grundlage der weiteren formalen und moralischen Erziehung des Kindes sind, im Alter von acht Jahren ein. Erst dann kann von einem Kind erwartet werden, dass es wirklich lern- und konzentrationsfähig ist. In der Zeit zuvor bestimmen Spiel und Fantasie die Welt des Kindes. Nach diesem Wendepunkt im Leben des Kindes sollten ihm jedoch nach und nach immer mehr Disziplin und Konzentration nahegebracht werden. Kindern, die ab diesem Alter Yoga üben, ist es möglich, ihre natürlichen Eigenschaften, Fähigkeiten und Begabungen vollständig zu entwickeln. So können sie später ein erfolgreiches, sinnerfülltes und freies Leben zu führen.
Vom achten Lebensjahr an sollten Kinder in einer kulturell internationalen Atmosphäre erzogen werden. Nicht Bücher, Gebete, Kirche oder Tempel sollten Grundlage ihrer spirituellen Erziehung sein. Die spirituelle Erziehung eines Kindes sollte bei der Selbsterziehung ansetzen. Egal ob es in einem Ashram, einem Kloster, einem Internat oder zuhause bei seinen Eltern lebt, einem Kind sollte die Möglichkeit gegeben werden, sich an der täglich zu verrichtenden Arbeit zu beteiligen. Eine Arbeit im Sinne von Karma Yoga ist die beste Methode, spirituelle Erfahrungen und spirituelle Samskaras einzuschärfen. Denken wir an die Worte von Swami Satyananda Saraswati: Das Schicksal der ganzen Welt liegt in den Händen der kleinen Kinder. Nicht du oder ich bilden den Silberstreifen am Horizont, sondern allein die Kinder, die geistig entsprechend vorbereitet werden müssen."